Gießen – Auf dem Stimmzettel zur Kreistagswahl am 15. März 2026 wird voraussichtlich zweimal „FW“ auftauchen. Die Freien Wähler treten mit zwei Listen an: Zum einen die bekannte Freie Wählergemeinschaft Gießen (FWG) um Kurt Hillgärtner, Lutz Nagorr & Co., zum anderen erstmals die Partei „Freie Wähler“ mit dem Vorsitzenden Björn Feuerbach aus Pohlheim. Es dürfte bei dem einen oder anderen Wähler durchaus für Irritationen sorgen, dass hier zwei konkurrierende Angebote bei (fast) gleicher inhaltlicher Ausrichtung unterbreitet werden.
„Es ist nicht so, dass es hier bei uns unter den Freien Wähler böses Blut gibt“, beeilt sich Björn Feuerbach zu beteuern. Inhaltlich gehe man weitgehend d‘accord. Er verweist auf die Doppelstruktur, die es seit Jahren gibt: Zum einen den Verein, der vornehmlich auf kommunaler und Kreisebene Politik macht, und zum anderen eben die Partei. Die ursprüngliche Idee: Eine gemeinsame Liste für die Wahl zum Kreistag. Die war auch schon benannt.
Feuerbach: Wird zu Fragezeichen führen
Nicht verständigen konnten sich die beiden FW-Gruppierungen über die Frage, von wem die Liste beim Kreiswahlleiter eingereicht wird. Es kann immer nur einer für einen Wahlvorschlag verantwortlich sein. Für Feuerbach klar: Wenn das Kommunalwahlgesetz und die Satzungen von Partei und Verein eine gemeinsame Liste nicht zuließen, dann gebe es von der Partei eben eine eigene. Der Doppel-Auftritt werde „zu Fragezeichen führen“, räumt Feuerbach erwartbare Irritationen ein. Gerade bei Menschen, die sich nicht so sehr mit Politik auseinandersetzen. Davor sei man nicht gefeit. Derzeit sammeln er und seine Mitstreiter noch die nötigen 162 Unterstützer-Unterschriften für ihre Liste, die auf den vorderen Plätzen von Pohlheimern dominiert ist.
Feuerbach nennt als wichtiges Thema das Hallenbad Pohlheim. Da müssten Landkreis und Kommunen an einen Tisch, um eine möglichst gute Lösung auf Kreisebene zu finden. Würde das Hallenbad, aufgrund der hohen Sanierungs- und Folgekosten in zweistelliger Millionenhöhe geschlossen und nicht renoviert, bekommen mehrere Schulen in der Region Probleme mit dem Schwimmsport-Angebot. „Das wollen wir vermeiden und setzen uns deshalb für eine Lösungsfindung auf Kreisebene ein“, so Feuerbach. Der Spitzenkandidat der Freien Wähler Gießen wird unterstützt unter anderem von Andreas Schuch, Ulrich Sann, Klaus Sommer und Erich Klotz.
Kurt Hillgärtner, Fraktionsvorsitzender der Freien Wählergemeinschaft Gießen, bestätigt, dass es weiterhin wie seit Jahrzehnten die eigenständige und unabhängige Kreisverbandsliste gibt. Auch er hält bei den Wählern Verwirrung für möglich. Wichtig sei jetzt eine klare Kommunikation, wer hinter jeder Liste steht und wer kandidiert. Offen lässt er die Frage nach einer gemeinsamen Fraktion, wenn es denn beide FW-Listen in den Kreistag schaffen.
Hillgärtner bedauert die Entwicklung
Die Zusammenarbeit werde „vermutlich erst nach den Wahlergebnissen neu bewertet, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können“. Hillgärtner persönlich bedauert es, dass es zu keiner gemeinsamen Liste gekommen ist. Doch er blickt nach vorn: „Jetzt ist die Lage so, wie sie ist, und wir werden alles daransetzen, dass die FWG weiter erfolgreich Kreis- und Kommunalpolitik machen kann.“
„Der Kreisverband und seine Ortsverbände möchten weiterhin keine Parteistruktur annehmen, sondern unabhängig eine sachliche und bürgernahe Kommunalpolitik betreiben“, erklärt Claudia Zecher. Die neu sortierte Liste wird angeführt von Lutz Nagorr (Laubach), Patricia Ortmann (Biebertal), Frank Ide (Grünberg), Claudia Zecher (Staufenberg) und Kurt Hillgärtner (Rabenau).






